Kleinkredit

Matthias Schmiders Bruder Manfred ist nach Neuseeland ausgewandert und gilt als verschollen. Matthias nutzt diesen Umstand, um neben sich seinen Bruder zu spielen. Er teilt sein Leben in zwei Existenzen und zwei Berufe: Auf der einen Seite verschafft er sich mit Kreditbetrügereien lukrative Gewinne, mit denen er sich, auf der anderen Seite, einem Leasingunternehmen gegenüber glaubwürdig als Verleiher von «Horizontalbohrmaschinen» darstellen kann. Eines Tages tritt Irene Weiss in das System des doppelten Schmiders. Sie beginnt, Matthias gegen Manfred auszuspielen, indem sie tut, als seien die beiden – sehr offensichtlich ein und dieselbe Person – tatsächlich zwei.
Die szenische Lesung «Kleinkredit» erzählt Aufstieg und Fall eines Bruderpaares, in freier Anlehnung an den Milliarden-Betrug der Gebrüder Schmider mit der Firma Flowtex von Mitte der 1990er Jahre. Zwei Schauspieler_innen sitzen sich gegenüber: Der Mann dreimal als ein jeweils scheinbar anderer, die Frau dreimal als eine, die das Gleiche am Gegenüber vermeintlich nicht erkennt. Die zunehmende Überlagerung der Register «Schauspieler_in», «Figur» und «von der Figur gespielte Figur» ermöglicht Umwertungen, in denen sich Prestigebilder und Leistungskategorien nach neuer Hierarchie ordnen.

Besetzung
Schauspiel: Ursula Reiter, Andreas Storm | Text und Regie: Tim Zulauf

Dauer: 31 Minuten

Aufführungen
Kunsthalle Zürich: Am 21. Dezember 2005, im Rahmen der Ausstellung «Bekanntmachungen» 12. November 2005 bis 8. Januar 2006
Theaterhaus Gessnerallee, Zürich: 14. / 15. März 2008
«2nd International Scenographers' Festival IN3» Basel: 22. November 2008

Videostills: Ausstellungsteam «Bekanntmachungen»

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