Migrantenstadl

«Migrantenstadl» versucht, die Asylproblematik bewusst weit zu fassen. In fünf Episoden werden Heimat, Gruppenzugehörigkeit und Ausschluss unter stets neuen Bedingungen trainiert, manipuliert oder verworfen. Dabei steht nicht die bequeme Parodie der im Titel anklingenden, berühmten TV-Sendung im Zentrum. Volkstümelei ist kein Privileg von «verblendeten» TV-Zuschauern, autoritäres Spiessertum hat viele Kleider, vielleicht die unseren. So versteht der Abend Migration vielmehr als eine ökonomisch bestimmte Kategorie, die jener der Nation – sei sie fremd oder eigen – übergeordnet ist. Der Stadl bleibt derweil der nie gezeigte, weil wechselnde Standort einer Heimatmaschine, über deren Mechanik der Theaterabend während 80 Minuten mutmasste.

Besetzung
Schauspiel: Ingo Heise, Felix von Hugo, Agnes Lampkin, Wanda Vyslouzilova, Andreas Storm (Video) | Text, Songtext, Regie: Tim Zulauf | Animationen: Yves Netzhammer | Bühne: Daniel Robert Hunziker | Kostüm: Zuzana Ponicanova | Musik: Marcus Maeder, Bernd Schurer | Licht: Matthias Hiller | Dramaturgie: Anne-Christine Gnekow, Tobi Müller | Choreographie: Anne-Christine Gnekow, Brigitta Schrepfer | Regieassistenz: Boris Brüderlin | Videotechnik, Kamera: Gennaro Monti, Eva von Wartburg, Patrick Maillard | Videoassistenz: Cornelia Heusser

Dauer: 80 Minuten

Aufführungen
Fabriktheater Zürich, 2003
Festival Impulse, 2004
Im Rahmen von «Live And Let Die!», Schauspielhaus Zürich, 2004


CD Release
Burch Renders & Reducers Mama: «Theatermusik», domizil 20, Zürich 2007, www.domizil.ch

Stimmen
«Ein ironisches Feuerwerk aus Fragen nach der ‘richtigen’ Identität. […] Der verspielte Abend will mit verschiedenen Mitteln viel aussagen. Das gelingt.» Bettina Müller, sfd, 26.9.2003
«[zu: «Live And Let Die!», Schauspielhaus Zürich] Einen ersten solchen Höhepunkt bildete am Samstagnachmittag das im letzten Herbst uraufgeführte Theaterstück «Migrantenstadl» der Gruppe Klassenfahrt. Die Revue um das abgeschlossene Stadl, wo Heimat via Konsum produziert wird, ist ein facettenreiches und witziges Spiel um Inklusion, Rassismus, Imageproduktion und immaterielle Arbeit.» Mischa Suter, Die Wochenzeitung, 11.3.2004
«Ein theatralischer Diskurs über den Heimatkonsum – klug, aber zum Glück nicht nur. […] Denn Klassenfahrt hat eine eigenständige Ästhetik entwickelt, zu der die Computeranimationen von Yves Netzhammer ebenso gehören wie der Elektropop von Marcus Maeder und Bernd Schurer. ‘Migrantenstadl’ ist eine stimmige, kurzweilige Inszenierung, die längst nicht in ihrer gar nicht so eindeutigen Aussage aufgeht.» Philipp Gut, Tages-Anzeiger, 26.9.2003
«‘Migrantenstadl’ aus Zürich entlarvt Heimat als reine Ware und nimmt sie mit beissendem Humor aufs Korn.» theater pur, März 2004

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